So einen Schwan einzufangen, das ist eine Herausforderung. Den ganz engen Kontakt zum Menschen schätzen die Tiere meist nicht und wissen sich zu wehren. Diese Erfahrung mussten jedenfalls Walter Schulz und Aaron Hofmann machen. Dabei wollten der Naturfotograf und der naturverbundene Schüler dem Tier – genauer gesagt ein männlicher Höckerschwan aus dem Stargarder Bruch – gar nichts Böses. Im Gegenteil: Der Schwanenvater hatte sich mit dem Fuß in einer Angelsehne verheddert. Der Haken hatte sich am Bein ins Fleisch gebohrt. Von diesem Dilemma wollten die beiden Herren den Höckerschwan befreien.
Schwanengesang an den Gewässern der Region
Tiere von Sehnen und Haken befreien, davon kann Aaron Hofmann inzwischen ein Lied singen. „Angefangen hat es in dieser Woche mit einer Lachmöwe am Reitbahnsee“, erinnert er sich. In seiner Freizeit beringt der Neubrandenburger zum Beispiel Dohlen, aber auch Lachmöwen. Da fällt der Blick naturgemäß zu den Füßen. Während des Beringens konnte er also auch gleich die Sehne entfernen. Dann waren da noch zwei Graugänse am Tollensesee. Einer half er fast noch im Morgengrauen, eine zweite hatte Hilfe bitter nötig: „Das gesamte Flügelgelenk war mit Angelsehne eingeschnürt“, beschreibt Aaron Hofmann die missliche Lage des Tiers.
Und dann hat ihm und Walter Schulz der Höckerschwan doch einiges an Mut und Kraft abverlangt, zumal die Schwanenfamilie ihm keinen Schritt von der Seite weichen wollte. Das habe die Sache nicht unbedingt einfacher gemacht, meint Aaron Hofmann. Trotzdem gelang das Unterfangen.
Die Schwäne am Stargarder Bruch haben in den vergangenen Wochen und Jahren eine durchaus wechselvolle Geschichte hinter sich: Erst waren die frisch geschlüpften Küken in einen Graben ohne Ausstieg gestürzt und nur das beherzte Eingreifen eines Bootsbesitzers konnte Schlimmeres verhindern. Dann war der Rast- und Ruheplatz der Familie vermutlich mutwillig zerstört worden, jetzt kam noch die Angelsehne dazu. Mit der hatte die Schwanenfamilie schon früher unliebsame Bekanntschaft gemacht. Bei dem nun befreiten männlichen Tier war die Sehne laut Aaron Hofmann schon länger im Spiel. „Er hat gehumpelt und das Bein geschont“, erklärt er.
Die Vermüllung von Seen und Ufern
Die Gefahr für viele Tiere sieht auch Klaus-Jürgen Donner von der Neubrandenburger Fachgruppe Ornithologie. Es komme immer wieder vor, dass sich Tiere in Angelsehnen und Co. verfangen. „Das hat auch etwas mit der Vermüllung zu tun“, sagt er. Immer mehr Unrat liege herum, auch in den Seen. Da sei es ein Leichtes, sich darin zu verheddern, meint er und wird nicht müde an die Vernunft aller zu appellieren. Allen voran an die der Angler, die bitte auf ihre Sachen achtgeben mögen. „Ich weiß, dass niemand mit Absicht Sehne herumliegen lässt“, räumt er ein.
Olaf Lück, Vorsitzender des Neubrandenburger Anglervereins, erklärt auf Nachfrage, dass in Ausnahmefällen Angler Sehnen zerschneiden oder sich von Haken trennen. Eben dann, wenn sie sich am Seegrund verheddert haben und nicht mehr loskommen. Doch die Angel wolle da keiner riskieren und trenne sich lieber von einem Stück Sehne und Haken. Dabei seien diese Dinge kein Pappenstiel in der Neuanschaffung. Eine Rolle 300 Meter geflochtener Angelsehne schlage mit 80 bis 100 Euro ins Kontor, eine Packung von fünf bis sechs guten Angelhaken würde immerhin auch um die vier Euro kosten. Darauf würde kein Angler freiwillig verzichten.
July 25, 2020 at 07:16PM
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Abfall am Tollensesee gefährdet Tiere - Nordkurier
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